Klöppeln - Handwerk oder Handarbeit?

Diskutiere Klöppeln - Handwerk oder Handarbeit? im Klöppelforum Forum im Bereich Klöppeln; :hello: Was für eine Frage?! Lasst uns diese Diskussion aus dem Chat hier noch einmal aufgreifen und in Ruhe besprechen... Ist das...
K

kloeppel-tante

Guest
:hello:

Was für eine Frage?! Lasst uns diese Diskussion aus dem Chat hier noch einmal aufgreifen und in Ruhe besprechen...

Ist das Spitzenklöppeln ein Handwerk, ein Kunsthandwerk oder eher eine Handarbeit?

Als was versteht ihr euch selbst? Doch sicher nicht als Hobby-Künstler??? (Das ist absichtlich provokant!)
 
Chris

Chris

Erleuchteter
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tine ich habe mal das Kunsthandwerk aus der Klammer genommen denn Handwerk und Kunsthandwerk ist auch nicht eine Ebene
 
K

kloeppel-tante

Guest
:hello: Chris, ja das ist eben das Schwierige...

Ich hoffe auf rege Diskussion!
 
Karla57

Karla57

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Vom geschichtlichen Aspekt her würde ich sagen, war das Klöppeln ein Handwerk.
Bei uns im Erzgebirge mußten sich die Frauen mit dem Klöppeln einen geringen Zuverdienst erarbeiten. Meist wurden da Spitzen im Auftrag geklöppelt. Diese Arbeit wurde allerdings sehr schlecht bezahlt.
Aus heutiger Sicht würde ich sagen, für mich ist es eine traditionelle Handarbeit.
Auch die Bezeichnung als Kunsthandwek ist treffend. Denn wie heißt s so schön?
" Klöppeln ist eine Kunst für sich "
Für mich bildet das Erzgebirge und das Klöppeln eine Einheit.
 
C

ckllehrte

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Hallo,

für mich ist es weder Handwerk noch Handarbeit, allenfalls noch Kunsthandwerk.
Ich gebe Karla recht, dass was früher im Erzgebirge zum Broterwerb geklöppelt wurde, würde ich auch eher bei Handwerk einordnen.
Da hierbei der Verdienst im Vordergrund stand.

Schaue ich mir aber alte Chantilly-, Duchesse-, Honiton- Spitzen oder wie sie alle heißen an, kann ich doch nicht von Handwerk reden.
Für mich sind das Kunstwerke, die von Hand gefertigt wurden.

Vielleicht muss man auch unterscheiden, ob man sich einen Klöppelbrief gekauft hat und diesen dann "nur" nachklöppelt, dies könnte man dann eventuell noch in die Kategorie Handarbeit einordnen.

Entwerfe ich aber alles selbst, dann schaffe ich in meinen Augen eher ein Kunstwerk ähnlich wie ein Maler ein Bild malt.

Liebe Grüße
Angela
 
K

kloeppel-tante

Guest
:hello: Karla und Angela,

ihr habt beide Recht, finde ich: es ist eine Frage der Kreativität, inwieweit man die Kunst vom Handwerk trennt...
Aber auch bei den phantastischen klassischen Spitzen, bei denen wir doch vor Ehrfurcht "erstarren", könnte man
beim "bloßen Nachklöppeln" - so kompliziert das auch ist und enorme Fachkenntnisse voraussetzt! -
von Handwerk sprechen - oder doch Handarbeit, weil man es "nur" nachklöppelt?

Apropos, Angela: alten Musterbüchern nach wurde auch im Erzgebirge "klassisch" geklöppelt", und zwar in
Lohnarbeit, das gerät oft in Vergessenheit, weil wir nur die Nachkriegszeit kennen und sehen!

Ist das schwierig!
 
Chris

Chris

Erleuchteter
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kommt klöppeln nicht eher aus italien bevor es ins erzgebirge kam?
 
K

kloeppel-tante

Guest
:hello: Chris, oh nein :schuettel: du hast "Norden" in Italien" verbessert, jetzt stimmt mein Text nicht mehr!!! :(

Korrektur:

Es ist nicht eindeutig bewiesen, ob, das Klöppeln in Italien (Venedig, Genua) "erfunden" wurde, oder in Flandern.
Tatsache ist, dass es über Handelswege seine Spuren durch Europa zog.

Und dann gab es im Laufe der Geschichte zwei große Migrationswellen, einmal nach der Aufhebung des Edikts von Nantes,
1598, als viele Hugenotten ihre Heimat verließen und flüchteten (Refugées). Viele wanderten in verschiedene Länder Europas
aus und nahmen auch ihre Spitzenkenntnisse mit und machten sie in ihrer neuen Heimat zum Broterwerb.
Auch Friedrich der Große hat in Brandenburg viele Hugenotten aufgenommen, darunter einige Spitzenmacher.
Und auf diese Weise kam das Klöppeln auch ins Erzgebirge, wobei es ganz eindeutige Beweise /Nachweise für eine Brabanter
Flüchtlingsfrau nicht gibt. Da ist auch viel Legendenbildung um Barbara Uthmann. (Aber das ist ein anderes Thema.)
Von der deutschen Ostseeküste ging ein weiterer Spitzen"transport"über Handelswege nach Skandinavien.
Die zweite große Migrationswelle in Sachen Spitze fand dann in umgekehrter Richtung nach dem 2. Weltkrieg statt.
 
D

DIAMANT

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Klöppel - Handwerk - Handarbeit - Kunsthandwerk?

Was war zuerst da: die Henne oder das Ei?

Man kann sicher nicht sagen, daß es zuerst im Erzgebirge angefangen hat. Dort ist es dann zu einer bestimmten Zeit nur geschickt "vermarktet" worden und war deshalb in aller Munde.
Man findet es überall in Europa und durch die Auswandererwellen auch in Übersee.
Die Frauen, die das Klöppeln erwerbsmäßig betrieben haben, hatten dann nur eine Spitze "drauf", damit sie auch viel schafften. Denen kam es dann nicht darauf an, möglichst viele verschiedene Muster zu klöppeln sondern eine gut und schnell. Für die war es Handarbeit im Sinne von Handwerk. Schnelligkeit und Fingerfertigkeit waren gefragt.

Es hat von allem etwas.

Für mich ist es heute eine Handarbeit, bei der ich herrlich entspannen kann.
Soviel dazu.

Ich wünsche noch einen schönen Abend.

DIAMANT
 
Chris

Chris

Erleuchteter
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Original von kloeppel-tante
:hello: Chris, oh nein :schuettel: du hast "Norden" in Italien" verbessert, jetzt stimmt mein Text nicht mehr!!! :(
.
*gg* sorry ich hatte das sofort gepostet also korrigiert .. hab deinen beitrag auch net gelesen .. hatte meinen wohl solange auf :horror:

wollte ursprüglich aus dem Norden Italiens schreiben aus Venedig, mich dann aber nicht so festlegen
 
K

kloeppel-tante

Guest
:hello: Chris,

ist ja noch mal gut gegangen... Was ein Glück, dass man korrigieren kann
und der vermeintliche "Blöd"sinn dann da nicht auf alle Ewigkeit stehen bleibt.
Der Zusammenhang ist wiederhergestellt. :]
 
A

Annette

Guest
Also, wie ich schon Mittwoch im Chat gesagt habe, ist Klöppeln für mich ein Kunsthandwerk. Es ist ja schließlich so, dass, auch wenn man "nur" nacharbeitet, mit den Klöppelspitzen andere Dinge gestaltet werden. Dieses hat ja sicherlich auch etwas mit Kunst zu tun.
Zum Thema "Wo ist der Ursprung des Klöppelns?" habe ich bei Wikipedia gelesen, dass die ersten Quellen Musterbücher aus dem 16. Jahrhundert in Venedig sind. Von da aus soll die Technik zunächst nach Spanien oder in die spanischen Niederlande gegangen sein. Erst danach nach Frankreich. Barbara Uthmann soll das Klöppeln erst im Erzgebirge verbreitet haben.
 
Uschka

Uschka

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habe mich auch mal in meinen Büchern umgesehen und hab eine Enzyklopädie der Spitzentechniken entdeckt.Sie ist 1988 als 4. Auflage herausgekommen
darin zitiert der Autor Friedrich Schöner:Zitat im Zitat
"Semper hat die Spitze als Blüte des Kunstgewerbes bezeichnet."Mit diesen Worten begann Moritz Dreger,der wohl bedeutenste Forscher auf dem Gebiete der Spitzen,sein im Jahre 1910 veröffentliches Werk "Entwicklungsgeschichte der Spitze" "

Ich kann zwar mit diesen Namen nichts anfangen,aber ich denke auch Klöppeln ist Kunsthandwerk aber auch Handarbeit zugleich.
 
S

Stella Renate

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:huhu:

nachdem ich mir die verschieden Definitionen für Handwerk, Handarbeiten u. Kunsthandwerk-oder gewerbe angeschaut habe bin ich zu dem Entschluß gekommen Klöppeln ist für mich ein Kunsthandwerk.

http://www.wissen.de/wde/generator/wissen/ressorts/bildung/woerterbuecher/index,page=3381726.html

http://www.wissen.de/wde/generator/wissen/ressorts/unterhaltung/index,page=1172858.html




Treffend wäre auch die Bezeichnung Kunsthandarbeit. Und wenn man bedenkt das Spitzenstricken als Kunststricken bezeichnet wird, hat Klöppeln auch das Wort Kunst verdient.

grüßle stella
 
Chris

Chris

Erleuchteter
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werf mal kurz ein :wink1: das in den Rangordnungen für Märkte die Handwerksmärkte vor Kunsthandwerk kommen also eine Reihe höher sind
 
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Klöppeln - Handwerk oder Handarbeit?

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