Hallo Undine,
wie man(n) zum hardangern kommt, hatte mich Anne auch schon mal gefragt, ich hab dir mal meine Antwort hierzu kopiert!
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Hallo Anne,
ich wusste es, das früher oder später diese Frage gestellt wird! Aber ist ja auch nicht alltäglich das sich ein "männliches Wesen", wie du so schön sagst für Hardangerstickerei interessiert.
Ist aber ganz einfach zu erklären! Ich habe eine abgeschlossene Ausbildung zum Modeschneider und hatte während meiner Ausbildungszeit ein Praktikum bei einer Designerin gemacht.
Wir hatten uns zum Ziel gesetzt ein Trachtenkleid zu entwerfen und zu nähen. Also haben wir uns schlau gemacht welche Formen von Trachten es gibt. Wie wir alle wissen hat man die Hardangerstickerei ursprünglich zur Textilveredlung von Trachten genutzt. Als wir eine solche Tracht im Internet gefunden hatten wollten wir unbedingt diese Tracht nacharbeiten, nur konnte keiner von uns beiden Hardanger. Also habe ich die Hardangerstickerei in einem Kurs erlernt, dauert ja nicht lange diese zu erlernen.
Ich zeigte meiner Mutter immer mal Bilder vom Fortschritt meiner Praktikumsarbeit und diese war so begeistert davon, das ich mich weiter mit Hardanger beschäftigt habe. Denn man setzt ja diese Stickereitechnik heute weitesgehend für Tischwäsche ein.
Da ich keine Zukunftschancen in dem erlernten Beruf gesehen hatte, habe ich noch eine zweite Ausbildung zum Dialogmarketingkaufmann abgeschlossen. Inzwischen arbeite ich in einer führenden Position bei einem Verlag und nutze die Hardangerstickerei zur Entspannung und als Ausgleich zum teilweise 12 Stunden Arbeitstag.
Der Effekt der sich ergibt ist einfach das ich mich entspannen kann, gleichzeitig produktiv bin und anderen eine Freude machen kann. Ich habe auch schon Projekte für die Tante meiner Mutter gemacht, die mich damals auch kräftig für meine Hardangerarbeiten entlohnt hat. So konnte ich mir immer zusätzlich zum Taschengeld viel Geld dazuverdienen.
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Weiterhin fragtest du ja wie meine Umwelt darauf reagiert! Zuerst muss ich sagen, dass ich noch nie auf Ablehnung deswegen gestoßen bin. Die Meinungen gehen zwischen "Interesse" bis "das könnte ich nie" weit auseinander. Ich bin es von zu Hause gewöhnt das auch Männer sich kreative Freizeitbeschäftigungen suchen, mein Vater z.B. hat sich lange Zeit mit Knüpfteppichen beschäftigt.
Zum anderen muss ich auch sagen, das ich ein sehr vielseitig interessierter Mensch bin, das heißt ich kann dir auch einen PC in alle Einzelteile zerlegen und wieder zusammenschrauben ohne das eine Schraube über bleibt, zum anderen war ich auch sehr früh selbständig, d.h. ich koche ebenfalls gerne oder backe auch und meine Kochkünste sind auch immer wieder sehr gefragt :-) Habe aber auch "männertypische" Interessen, wie Technik und Auto.
Die meisten meiner Freunde haben aber mit Handarbeiten keine Erfahrungen, da sie es von zu Hause auch nicht kennen. Es kommt aber durchaus vor das ich auch meine Nähmaschine auspacke und mit meiner besten Freundin verschiedene Sachen nähe für Ihr Referendariat (Lehramt für Kinder mit Lernschwächen). Textiles Gestalten fördert Ihre Schüler ungemein.
Hoffe erstmal ein paar Fragen beantwortet zu haben.
LG Ronny